Datenverarbeitung
Datenverarbeitung
Belastbare Ergebnisse gehen mit einer validen Datengrundlage einher. Die einbezogenen Daten sollten daher vollzählig, vollständig, plausibel und korrekt sein, um die Versorgungsqualität anhand der berechneten Ergebnisse beurteilen zu können.
Zur Sicherstellung einer hohen Datenqualität werden die gelieferten Daten im Laufe der Entgegennahme und Verarbeitung diversen formalen und inhaltlichen Prüfungen unterzogen.
Ablauf der Datenverarbeitung
Die Daten stammen aus drei voneinander getrennten Datenquellen: Von Notarztstandorten, Rettungswachen und Leitstellen (LST). Die Leitstellendaten sind inhaltlich und strukturell sehr verschieden von den MIND-Daten der Notarztstandorte und Rettungswachen, was eine unterschiedliche Datenverarbeitung zur Folge hat (siehe Tabelle).
Nach dem Einlesen werden die Daten aufbereitet. Dabei werden weitere Felder angelegt, deren Werte aus den bestehenden Feldinhalten oder aus den Stammdaten abgeleitet bzw. zugeordnet werden. Bei komplexen Zuordnungsregeln werden sogenannte Mappingtabellen eingesetzt. Beispielhaft für solch eine Tabelle ist die bereits online veröffentlichte Beschreibung zur Ermittlung des M-NACA-Scores (s. Infothek). Die Berechnung der Indikatoren und Kennzahlen erfolgt jeweils auf Standort-, Bereichs- und Landesebene unter Verwendung der aufbereiteten Daten. Basierend auf den Indikatordatenblättern werden Kriterien für den Einschluss in die Grundgesamtheit sowie Regeln für die Indikatoren- und Subgruppenberechnung tabellarisch formuliert. Je nachdem, welche Analysen mit welchem Anonymisierungsstatus für einen Empfänger hinterlegt sind, werden die Ergebnisse entsprechend ausgegeben.
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Verknüpfung
Verknüpfung
Die Verknüpfung zwischen Leitstellen- und MIND-Daten findet statt, nachdem die Daten aufbereitet wurden. Sie erfolgt auf der Standortebene und geht von den MIND-Daten aus. Für Bereichs- und Landesergebnisse werden diese Werte aufsummiert.
Vollzähligkeit
Die Vollzähligkeitsstatistik ergibt sich aus dem Vergleich zwischen der Anzahl der von Notarztstandorten und Rettungswachen gelieferten Datensätze und der Anzahl der Leitstellendatensätze, die zu diesen gehören. Die Feststellung der Standortzugehörigkeit erfolgt über die Projekt-ID-Zuordnung der Wachen bzw. Funkrufnamen. Die dadurch in den Leitstellen vorgefundenen frühesten und spätesten Alarmierungszeitpunkte bilden den Betrachtungszeitraum der Vollzähligkeit (s. u. Abbildung). Eine Vollzähligkeit der Datensätze kleiner als 100 % bedeutet demzufolge, dass für einen Notarztstandort bzw. eine Rettungswache im betrachteten Zeitraum weniger Datensätze (MIND) vorliegen (Ist-Wert), als in den Leitstellendaten für diesen Datensätze vorhanden sind (Soll-Wert).
Verknüpfbarkeit
Ursachen für auffallend hohe oder niedrige Vollzähligkeit können beispielsweise sein:
- Zeitliche Lücken in den Standort-Lieferungen (Daten bestimmter Tage/Monate fehlen)
- Export von Datensätzen unter der falschen Projekt-ID
- Funkrufnamen-Wechsel von Rettungsmitteln
- Eine eigene Auftragsnummer für mehrere Patienten an einem Einsatzort
- Falscher Rettungsmitteltyp in den Leitstellendaten (z. B. Notarztwagen-Rettungswagen-Tausch)
- Von der Leitstelle nicht erfasste Sekundäreinsätze
- Projekt-ID-Mapping durch die SQR-BW
Verknüpfbarkeit
Nach der Ermittlung der Vollzähligkeit werden die Notarzt-/RTW-Daten mit den Leitstellendaten über die Auftragsnummer (= Primärschlüssel im MIND) verknüpft. Ein Datensatz gilt dann als verknüpfbar, wenn folgende Kriterien erfüllt sind:
- Die Projekt-ID (MIND) passt zur Standortwache (Leitstelle) des Rettungsmittels
- Das Rettungsmittel ist kein Fremdrettungsmittel
- Das vom Standort dokumentierte Einsatzdatum passt zu dem des Leitstellendatensatzes
- Die Auftragsnummer ist eindeutig (nur jeweils einmal in den Daten des Standortes und der Leitstelle)
In verschiedenen Rettungsdienstbereichen besteht die Auftragsnummer aus einer fortlaufenden Nummer, der ein oder mehrere Präfixe vorangestellt sind. Über diese Präfixe werden beispielsweise die Rettungswachen, das Einsatzjahr und der Einsatzmonat oder die rettungsdienstdurchführende Organisation kodiert. Dementsprechend haben die Leitstellenauftragsnummern dort eine fest vorgegebene Struktur. In den Datensätzen befinden sich vielerorts nur die fortlaufenden Nummern, nicht aber die zugehörigen Präfixe und etwaige Nullstellen. Die Struktur und der Aufbau der kompletten Auftragsnummer, also inklusive Präfix, Länge und fortlaufender Nummer, werden durch die SQR-BW anhand der Leitstellendaten auf Ebene der einzelnen Standorte hinterlegt und beim Import von MIND-Daten erforderlichenfalls ergänzt.
Bei Änderungen der Auftragsnummernstruktur oder bei Verletzungen der durch die Leitstellendaten vorgegebenen Struktur ist diese Systematik fehleranfällig und führt zu nicht verknüpfbaren Datensätzen. Eine entsprechende Prüfung der Primärschlüssel-/Auftragsnummer-Systematik ist auch der Gegenstand der Datenprüfung zur rechtzeitigen Erkennung von Präfixänderungen (s. unteren Abschnitt).
Datenprüfung
Notarzt- und RTW-Daten
Alle auf dem SFTP-Server abgelegten MIND-Daten werden auf strukturelle Fehler überprüft und unmittelbar zur Korrektur zurückgemeldet.
Während des Imports in die Datenbank erfolgt darüber hinaus eine Prüfung auf logische Datenfehler:
- Einsatzjahr ist ungültig, Jahr MIN/MAX wird datenbankintern vorgegeben (Nicht-Import)
- Diskrepanzen zwischen gelieferten Angaben zu Leitstelle, Protokolltyp, Projekt-ID mit den entsprechenden Einträgen in der Datenbank der SQR-BW (Nicht-Import)
- Codetabellen-Fehler (Nicht-Import)
- Der gelieferte Primärschlüssel entspricht nicht der Präfix-Systematik der Leitstellen-Auftragsnummer (falls vorhanden)
- Derselbe Primärschlüssel ist mehrfach in der Datenlieferung enthalten: Der Primärschlüssel wird protokolliert (Rückmeldung über SQR-BW-Portal)
- Derselbe Primärschlüssel wurde bereits von einem anderen Standort geliefert, der zur gleichen Leitstelle gehört: Der Primärschlüssel wird protokolliert (Rückmeldung über SQR-BW-Portal) und in der Datenbank markiert
- Anhand von Soft-Key-Merkmalen (Einsatzdatum, Alter, Geschlecht) wird geprüft, ob es sich bei gleichem Primärschlüssel um den gleichen Patienten handelt. Ist es nicht der Fall, dann wird der entsprechende Primärschlüssel als Soft-Key-Änderung gezählt und protokolliert
- Liegt zu dem gelieferten Primärschlüssel keine passende Leitstellenauftragsnummer vor, wird dies protokolliert
Dateninhalte lassen sich anhand diverser Plausibilitätsregeln prüfen, die plausible inhaltliche Abhängigkeiten, auch quer über mehrere Felder, definieren. Viele dieser Regeln flossen in den Datensatz MIND ein und können somit bereits vor oder bei Export der Daten mithilfe des Programms „MIND Checker“ überprüft werden.
Die detaillierte inhaltliche Prüfung bei Entgegennahme und Verarbeitung der Daten wurde auf Grundlage der Erfahrungen und Erkenntnissen aus vergangenen Jahren entwickelt und wird dynamisch angepasst. Hierbei werden in der Vergangenheit aufgetretene Exportfehler unterschiedlicher Dokumentationssysteme ebenso berücksichtigt wie eindeutige Implausibilitäten. Die Ergebnisse der inhaltlichen Prüfung werden den Standorten und zum Teil auch den Systemanbietern zurückgemeldet, um die Datenqualität zu verbessern.
Die folgenden Punkte werden u. a. aktuell bei der Entgegennahme von MIND-Daten auf Auffälligkeiten untersucht:
- Einhaltung der Namenskonvention für übermittelte Dateien
- Monatsweise Schwankungen der Anzahl der Datensätze
- Rettungsmitteltyp und Personalangaben jeweils passend zum Protokolltyp
- Abgleich der Primärschlüssel-Systematik der MIND-Daten mit der Systematik der Auftragsnummern der Leitstelle, inklusive der Präfixe
- Angabe von Transportziel passend zur Dokumentation über Patientenkontakt und –transport
- Diagnoseangabe passend zu Dokumentation über Patientenkontakt
- Angabe von Verletzungsdetails passend zur Diagnosen-Dokumentation
- Feldweise systematische Dokumentationsauffälligkeiten inklusive der Häufigkeit einzelner Feldinhalte
- Reanimationsdetails passend zur Dokumentation der Reanimationssituation
- Plausibilität von Angabe-Kombinationen in Mehrfachangabefeldern
- Plausibilität von Zeitstempeldifferenzen
- Plausibilität von Altersangaben
- Valide Kennung der Zielklinik
Leitstellendaten
Da es immer noch Leitstellen gibt, die keine spezifikationskonformen Daten liefern können, werden die Daten beim Eingang zwar geprüft und das Ergebnis zurückgemeldet, die Daten werden jedoch nicht zwangsweise von der Weiterverarbeitung ausgeschlossen. Die inhaltliche Prüfung bei der Datenentgegennahme befindet sich in der Aufbauphase und ist insofern zum Teil noch eng gekoppelt mit dem Datencheck. Das Ergebnis kann den Leitstellen daher noch nicht zeitnah zurückgemeldet werden. Zu den inhaltlichen Prüfpunkten zählen u. a.:
- Tagesgenaue Verteilung der Auftragszahlen (um Lieferungslücken aufzudecken)
- Implausible Statuszeiten
- Angabe von „Einsatz ohne Transport (Ursache)“ trotz vorhandenem Status 7/8
- Angabe zu „Einsatz im eigenen Rettungsdienstbereich“ widerspricht den angegebenem Einsatzort
- Prüfung auf unangekündigte Änderungen der Auftragsnummer-Systematik